Die Spur des Truthahns

Mit der routinemässigen DNA Analyse menschlichen Erbguts wurden zahlreiche Türen aufgestossen, die von der Forensik über die Diagnose von Erbkrankheiten bis zur Stammbaumanalyse von Familien reichen. Insbesondere die Geschichte des Homo Sapiens, seiner entwicklungsgeschichtlichen Vorläufer, der Vettern und Cousinen, und ihre Ausbreitung von Afrika über den gesamten Globus können heute dank DNA-Analysen viel besser verstanden werden als zuvor.

Was aber, wenn aus kulturellen oder religiösen Gründen DNA-Proben nicht zur Verfügung stehen? Heimlich Hautschuppen und Haare einsammeln, unerlaubt alte Knochen beproben? Das ist für ethisch handelnde Forscher keine Option. Aber es gibt eine sehr einfache, eigentlich naheliegende und trotzdem vielleicht überraschende Alternative: man untersucht die DNA von Haustieren, die ihr Schicksal, ihre Geschichte und ihre Wanderungen mit den Menschen teilten. Zum Beispiel Truthühner (auch als Pute und in der Schweiz Trute bezeichnet).

TL;DNR: Im 13. Jahrhundert verschwanden die Anasazi aus der Gegend um Mesa Verde und Four Corners (Nevada, Utah, Arizona, New Mexico), die sie vorher viele Jahrhunderte lang geprägt hatten, und in der sie grosse Siedlungen aus Steinhäusern („Pueblos“, cliff wellings) errichtetet hatten. Angebliche Nachfahren behaupten, eine lange Dürreperiode habe die Anasazi zum Umzug an den südwestlich gelegenen Rio Grande gezwungen. Aus religiösen Motiven lehnen viele dieser potentiellen Nachfahren aber DNA-Untersuchungen ab und betrachten die Entnahme von Proben aus Knochenfunden um Four Coners als Entweihung ihrer vermeintlichen oder tatsächlichen Vorfahren. Allerdings führt die Mitochondrien-DNA-Analyse von Truthühner weiter: historische Haustierknochen aus der Four Corners Region zeigen grosse genetische Verwandschaft mit heutigen Puten am Northern Rio Grande.

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Wilhelm ersetzt Bonanza

Wie hier beschrieben, habe ich mir ja vor einigen Jahren den Jugendwunsch eines quietsch-orangen Fahrrads erfüllt, und es konsequenterweise auch Bonanza-Fahrrad genannt.

Das Teil hat sich gut bewährt. Zwischen 1800 km und zuletzt nur noch 1000 km im Jahr bin ich damit gefahren. Tolle Bremsen (nachdem Ruth die billigen China-Teile der Originalausstattung gegen Shimano XT ausgetauscht hatte), und eine tolle stufenlose Nuvinci360 Nabe, die es erlaubt, mit konstanter Trittfrequenz von der Ampel weg bis auf ca. 35 km/h zu beschleunigen. Allerdings war, trotz Tuning des hinteren Ritzels, mehr als 35 km/h nur drin, wenn man mit 85 oder mehr U/min strampeln wollte. Die Stromer eBikes fliegen geradezu an einem vorbei.

Im Frühling habe ich es verkauft und gegen ein Schindelhauer Wilhelm ausgetauscht. „Wilhelm ersetzt Bonanza“ weiterlesen

Einkaufen im Oktober 2017

Früher war alles besser, oder ich werde alt, oder beides.

Früher ging man in einen Laden, wurde begrüsst und gefragt, was man sucht. Zum Beispiel eine Jacke, für den Übergang, in Blau, halblang. Dann wurde man zu einer Ecke des Ladens geführt, in dem Jacken, halblang, blau, nicht zu kalt und nicht zu warm, in allen Grössen hingen. Man suchte sich drei Modelle aus, zog die mal eben kurz über, entschied sich, ging zur Kasse und war nach 15 Minuten wieder raus aus dem Laden.

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Erkner oder Wittenau?

Erkner oder Wittenau?

Für einen Berliner vermutlich keine Frage. Für jemanden, der nur gelegentlich oder gar zum ersten Mal in Berlin ist, sieht es da schon anders aus. Wie in den meisten Grossstädten, so werden auch in Berlin die S- und U-Bahn-Verbindungen nach ihren jeweiligen Endhaltestellen benannt. Selbst wenn ich weiss, welche Linie ich nehmen muss, weiss ich oft nicht, in welchen Zug ich denn nun einsteigen soll. Es wäre eine riesige Hilfe, wenn statt oder zusätzlich zu den Endhaltestellen noch die Himmelsrichtung angegeben würde. Denn ob ich nach Norden oder Süden will, weiss ich im Allgemeinen.

Einsamkeit kann das Leben mehr verkürzen als Adipositas (und warum das ein fragwürdiger Vergleich ist)

Aufbauend auf einer Studie von 2010 berichtete Julianne Holt-Lunstad, Professor für Psychologie an der Brigham Young University im August über eine deutlich ausgeweitete Metastudie zu den gesundheitlichen Folgen von Vereinsamung. In einer ersten Metastudie wurden 148 einzelne Studien mit mehr als 300 000 Teilnehmern ausgewertet. Ergänzt wurde diese Untersuchung um weitere 70 Studien, an denen insgesamt 3.4 Millionen Personen aus den USA, Asien, Australien und Europa teilnahmen.

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(c) Karsten Seiferlin

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Rocket Garden, Huntsville, Alabama

Huntsville, Alabama. Bei den Älteren Lesern klingelt es vielleicht sofort in den Ohren. Bilder von Wernher von Braun, von Raketen, tauchen vor dem geistigen Auge auf. Richtig, hier steht die Wiege der US-amerikanischen Raketen-Entwicklung. Und hier betreibt die NASA ein Space Camp für Kinder und ein Museum, in dem man Raketen von der aus der deutschen Aggregat4 – von den Nazis auch V2 gennant – abgeleiteten Redstone bis zur Saturn V und einem Mock-Up des Space Shuttle anschauen kann. Wow. Und Hunstville lag auch noch fast genau auf unserer Route, die uns seit Santa Fe fast direkt nach Osten, Richtung Chattanooga, führen sollte. Da muss man nicht lange überlegen. Zumal direkt am Museum ein RV Campground liegt, der auch noch ein paar freie Stellplätze im Angebot hatte. Super.

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Ganz schön aufgeblasen: Bigelow’s BEAM ISS Modul bleibt vielleicht länger im Einsatz

 

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Bigelow’s BEAM Modul an der ISS

Bigelow Aerospace ist spezialisiert auf bewohnbare Module für den Eisatz im Weltraum, die aus einer flexiblen Aussenhaut bestehen, zusammengefaltet gestartet werden können und sich erst durch Aufblasen zur vollen Grösse entfalten. 2016 starteten sie mit der achten SpaceX Versorgungsmission ein erstes kleines Demonstrationsmodul, das BEAM (Bigelow Expandable Activity Module). Nach dem Ankoppeln an die ISS wurde es zur vollen Grösse aufgeblasen, die hier in Zeitraffer zu sehen:

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Immer der Nase nach? Wie Kühe sich beim Grasen ausrichten

Symboldbild; (c) Karsten Seiferlin
Symboldbild; (c) Karsten Seiferlin

Dass Kühe im Gebirge immer mit dem Hang zur gleichen Seite stehen, sich demnach nur mit Partnern der gleichen Vorzugsrichtung paaren (können) und sich auf lange Zeiten so zwei getrennte Populationen entwickeln, die jeweils einseitig kürzere Beine haben, um sicher und bequemer zu stehen, ist vermutlich Unsinn, andererseits wohl noch nicht systematisch untersucht worden.

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