Der chinesische Hartriegel

Vor etlichen Jahren bemerkte ich, dass mich jedes Jahr im Juni eine ganz bestimmte Pflanze mit ihren (Schein-)Blüten faszinierte. An der Pforte zu einer im Weltraum-Geschäft tätigen Firma in Zürich-Seedorf, zwischen Glattbrugg und Oerlikon, stand ein riesiges Exemplar. An den Enden der jungen Zweige bilden sich im Juni grosse creme-farbene Scheinblüten. Vier Blätter, einem hellen Weihnachtsstern nicht unähnlich, oder auch einer Kompassrose, markieren das Ende des Zweigs und nehmen den unscheinbaren Fruchstand ins Zentrum. Genau so einen wollen wir haben! Gesagt, getan. Dem mit viel Herzblut agierenden Gärtner von Härzen den Wunsch mitgeteilt, Zustimmung statt durchaus häufigem Protest erntend („Man sollte nur etwas pflanzen, das hier auch wachsen möchte“), stand seitdem so ein ansonsten total unspektakulärer Busch im Garten. Und es passierte nichts. Nichts im ersten Jahr. Nichts im zweiten Jahr. Nichts im…fünften Jahr. Aber jetzt ist es soweit! Noch klein, noch rar, aber es leuchtet weiss am Busch! Yeah!

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Stade de Suisse, Bruce Springsteen

Schon auf dem Weg zum Stadion sehe ich jede Menge Typen jenseits der 40, 50 und gar 60, die man sonst in Anzug mit Krawatte sieht, in schwarzen T-Shirts mit Tourdaten oder ähnlich gestylt. Uli wartet wie verabredet an der alten Wankdorf-Stadion-Uhr („AUS AUS AUS – DAS SPIEL IST AUS – DEUTSCHLAND IST WELTMEISTER!“). Drinnen ist es heiss, aber mit kühlem Bier gut auszuhalten. Es donnert, Wolken ziehen auf, Uli spürt drei Tropfen auf seinem dichten Haupthaar, aber danach bleibt es trocken. Das Stadion füllt sich. Hinterher heisst es, 40000 Zuschauer… nicht schlecht.

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Um halb acht dann kommt die E-Street Band auf die Bühne: elf Leute! Und einer spielt auf der Quetschkommode, das Publikum flippt spontan aus und singt mit:

 

Vogulisi:

 

Wen-i nume wüsst, wo ds Vogu-Lisi wär.

Ds Vogu-Lisi chunnt vo Adelbode här.

Adelbode isch im Bärner Oberland.

Ds Bärner Oberland isch schö-ö-ön.

Ds Oberland, ja ds Oberland, ds Bärner Oberland isch schön.

Ds Oberland, ja ds Oberland, ds Bärner Oberland isch schön.

 

So hat er das Publikum sofort auf seiner Seite. Nach dem zweiten Song läuft ihm der Schweiss von der Stirn, nach dem Dritten ist das Hemd komplett nass. Und es geht weiter so, fast 3 Stunden, davon mehr als eine halbe Stunde Zugabe, die spontan und ohne langes Drängen gegeben wurde. Zwischendrin läuft er durch’s Publikum und sammelt Transparente ein, auf denen Song-Titel stehen. Er nimmt nach und nach eins davon, zeigt’s der Band, damit die wissen, was als nächstes kommt, und los gehts. Das Haus tobt. Keine Pause, jeder Ton sitzt, die Band versteht ihr Handwerk und Bruce schreit sich die Seele aus dem Leib, hat sichtlich Spass, flirtet mit dem Publikum, kniet sich immer wieder an den Rand der Bühne und lässt sich begrappschen, schenkt einem vielleicht 12-jährigen Jungen in der ersten Reise irgendetwas (Gürtelschnalle, Plakette, Amulett?), und er hat grosse Augen wie an Weihnachten. Das Publikum geht mit, singt, klatsch, tanzt und pfeift…

Bruce spielt nicht nur neue Titel – im Gegenteil, eher wenig von der aktuellen CD, dafür aber so ziemlich alle Smash Hits der letzten 30 Jahre, und es klingt wie schon auf dem 20 Jahre alten Live-Album. Clarence Clemens wirkt etwas müde, aber ist immer noch eine Klasse für sich.

Die Konzertkritik auf DRS3 am nächsten Morgen ist euphorisch, ganz zu recht. Die „nearby“ Twitter-Timeline ist voll von Tweets von begeisterten Zuschauern. Wenn Bruce seine Band an den Ausgängen verteilt hätten, hätten sie grad von jedem noch mal 100 CHF bekommen und die Leute hätten’s gern gegeben.

Und so hört es sich an: