„Karstens Warsteiner – Slang – Liste“
In Warstein im Sauerland wurde bis vor vielleicht zwei Generationen eine spezielle Variante des Plattdeutschen verwendet. Mittlerweile reden nur noch wenige alte Leute tatsächlich untereinander „auf Platt“, aber einige Ausdrücke haben es – teils in abgewandelter Form – in die „hochdeutsche“ Alltagssprache der Leute geschafft und werden dort immer noch verwendet. Für Zugereiste ist es manchmal schwierig oder unmöglich, diese Begriffe zu verstehen. Andere Ausdrücke und Redewendungen stammen vielleicht nicht aus dem Plattdeutschen, werden aber ebenfalls nur in Warstein und vielleicht den angrenzenden gebieten im Sauerland verwendet. Ich habe hier im Folgenden diese Ausdrücke gesammelt (mit reger Hilfe meiner Eltern und Brüder). In der ursprünglichen Form existiert diese Liste seit 1998, und wurde (meist ohne Hinweis auf den Ursprung) gern kopiert oder übernommen. Egal – Hauptsache mal hat Spass an den sprachlichen Eigenheiten. Vielleicht kann die Liste auch einem Buiterling helfen, mit den Warsteinern zu kommunizieren. Wenn jemand weitere Wörter oder Begriffe zur Liste hinzufügen möchte oder die bestehende Liste kommentieren möchte, so kann er/sie das am Ende dieser Seite in einem Kontaktformular machen.
- ächteräs
wörtl. „mit dem Hintern hinten“, meint anders herum, umständlich, ungeschickt, z.B. mit 5 Leuten eine Glühbirne eindrehen (einer hält die Birne, vier drehen den Tisch) - Ambacht, Ambach
Bohei, Umstand, Aufwand - Arschveraster
(Herkunft und Verbreitung zweifelhaft): 3/4 lange Jacke - auffe Halle gehen
in die (Schützen)Halle gehen, zum Feiern - Äslämmeken
Klinke in der Hose - baldowern
(rum-)toben / wie dölmern - Ballig (Ballich ausgesprochen)
Bauch (von Balg) - basseln
??? - baseln
sich ungeschickt und hektisch/laut bewegen - Beschärmede
(weibliche) Schamgegend - betuppen
mogeln, bescheißen - bimsen
heftig (auf) etwas einschlagen, z.B. Nagel, Pfosten - blinstern
blinzeln / versuchen, genau hinzusehen - blirken, blierken
siehe jäbbeln, mit heller schriller Stimme sprechen - blösig, bläösig
windig - Bollacks
großer Mensch, große Kartoffel, große Pflanze - Bollen
Oberschenkel - Böllemann
virtueller, dunkler, böser Mann („Wer hat Angst vor´m Böllemann?“) - Braken
trockene Äste/Zweige - braken
schnell fahren - Brocken
Kleidung (ich habe extra alte Bocken angezogen) - busseln, burseln
wühlen (im Gatten am busseln) - Busselkatte
Kreisel; meint auch oft unruhigen Menschen, der überall rumwühlt - Butter, die (gute)
Margarine, im Gegensatz dazu „Gute Butter“ = Butter - Butter, das
Butterbrot - chatzkern
siehe gatzkern - Chässeln (Gässeln)
Unkraut, kann gekocht und gegessen werden - chichstern [chixtern]
das „ch“ wie in „Ich“, leises, albernes Lachen - Chloipe (Gloipe), Kloipe
Ritze, z.B. am Hintern - chremmstern
ch wie in „Ich“, husten, heftiges Räuspern - chrurmeln
donnern, auch „grummeln“ (hier aber mit „g“ am Anfang!) - chuillen
ch wie in „ach“, jaulen, heulen, Geräusch beim Einatmen mit Asthma - chürseln, chüsseln
mit Feuer spielen (das „ss“ ist stimmhaft und zeigt nur an, dass das „ü“ schnell ausgesprochen wird.!) - Dääz
Kopf - döllmern
toben - Döneken
Plural Dönekes: Anekdötchen, tolle Geschichte - Döppen
Augen - döppen
etwas / jemand untertauchen; Erbsen / Bohnen (aus der Schale) pulen - dörroin
durcheinander (im Kopf), verwirrt - Dötzken
kleiner Mensch, kleines Kind - droige
trocken im Sinne von langweilig, oder bewusst ernst trotz lustigem Zusammenhang - druihörig
stur, keinen Rat annehmend - etterig
kreiterig, streitsüchtig, gereizt - Ette
„(d)er da“, „sie/die da“ - fentern
hantieren - Fenterbüchse
Mensch, der ständig an etwas rumhantiert/spielt - ferme
heftig, feste - fickerig
nervös, etwas gereizt, hektisch - freilen
ineinander drehen, eindrehen - friemeln, friermeln
etwas auseinander dröseln, aufknoten - friggen
freien, auf Freiersfüßen sein, anbaggern - Fruiseküttel, Fruisekürtel
„Frostbeule“, Mensch, der schnell friert - für´s Krankenhaus in Drewer
umsonst, vergeblich (z.B. Nullspiel beim Doppelkopf) - gatzeln, gatzkern
heftig regnen - Gedöns
unordentliche Ansammlung von Gegenständen - Gekröse
Kleinzeugs, z.B. auch Bilder beim Doppelkopf - Gesockse
asoziales Pack - Gnupp, [Chnupp]
davon „abgnuppen“, Knorpel, abgnuppen meint Knochen absuchen, dabei den Knochen mit den Zähnen bearbeitend, und laute Schmatzgeräusche abgebend - gruinen
heulen / weinen - Hampeuter
Witzfigur, nutzloser, seltsamer aber harmloser Zeitgenosse - Hambummel
Landstreicher, Berber, Obdachloser, Bettler - harre
laut - Hasenbutter
ein Butterbrot (meist „Zugeklapptes“), dass als Proviant mitgenommen, aber nicht gegessen wurde, wird dann wieder zurückgebracht und den Kindern als „bei den Hasen gefundenes“ Brot schmackhaft gemacht. Diese Strategie wirft ein übles Licht auf denjenigen, der sie benutzt, weil er einerseits Kinder für ziemlich dämlich hält und andererseits versucht, ihnen das einzureden, was er/sie selbst verschmäht hat. - häustern
im Haus rumwühlen - Heiwen
Haut (?), Pelle (jdm. auf de Heiwen hängen) - Henkelmann
Warmhaltegefäß für das Mittagessen eines Arbeiters - Herrchotsheineken
nervender, geistig armer aber lieber bemitleidenswerter Mensch - Hespen
Beine (lange Hespen haben) - Heudommes
nutzloser Mensch - Hewwerecht
Besserwisser - hibbelig
nervös, zappelig - Hoimedruiwer
wörtl.: nach-Hause-Treiber - hömma!
„Hör mal!“ - hören, bei wen hörst Du denn, wem hörst Du denn
Zu welcher Familie gehörst Du? - Hucke
Teil des Rückens: “Der kriegt sie auf die Hucke!” - Hümmeken
kleines, scharfes Messer (z.B. zum Zwiebel schälen/schneiden) - Ins Lümpken packen
das Portmonee aufmachen und Geld geben, etwas ausgeben, spendieren, Geld schenken - jäbbeln
mit schriller Stimme sprechen/schreien - jackeln
mit etwas wackeln, z.B. mit/auf dem Stuhl - Jaust
Junge (etwas lauter oder lästiger oder unerzogener Junge) - käbbeln
balgen, toben, spielerisch ringen - Kähle
Arzt („naome Kähle gehn“ = zum Arzt gehen) - kakelig
dürftig bekleidet, insbesondere am Hals („Tu dir ma´n Schal um, bist ja so kakelig um´n Hals“) - Karaasche
Garage - Kawenzmann
großer Mensch, großes Ding - Kieweken
Ferkel - klamüsern
suchen / ? - klauern
manschen, in Schlamm/Brei rühren und dabei Schmutz verteilen - Klinke
L-förmiger Riss in Kleidung - Klogges, Klögges
Stutenkerl, von Nikolaus - klünstern
hantieren - Knibbeln
mit den Fingernägeln abtrennen - Knüpp
Knoten - Kötten
asoziales Pack - kötten, sich ankötten
streiten - kraosen
krummeln, kramen - kreitern
streiten (mit Worten) - Krömekes, Kräömekes
Kram, Krimskrams - krücken
lügen - krummeln, krurmeln
kramen, kraosen - kruselig
kraus, unordentlich liegende Decke o. ä. - kuiern
reden, oft im Sinne von schwatzen - Kunte
Hintern - Kusselkopp, Kurselkopp
Purzelbaum - Küttel, Kürtel
Schiss, Häufchen - kuwwelig
??? - Lauschepper
ein Mensch, der sich „auf Lau“ durchschlägt, Schnorrer - Lösse
Haare (lange Lösse haben). „Junge, schneid dir mal die langen Lösse ab! Siehst ja bald aus wie’n Beatle.“ (wobei „Beatle“ als Synonym für diese jungen, lauten Krachmacher mit langen Haaren war. - luik
eben, z.B. “luike Strecke” - Mäse
Hintern, Po - „Meine(r)“
mein Freund/Mann, meine Freundin/Frau - miuloppen
lästern, übel reden (von: Maul offen haben) - Mövken
abfällige Bezeichnung eines Dings, z. B. Kleidungsstück, Fahrzeug… - muckelig
mollig warm, weich - Mümmelmann
Karnickel - mümmeln
kleine Bissen nehmen - münnekes Maote
„nach Maß des Munds“, mundgerecht, meint, jemandem etwas übertrieben passend nachreichen/geben/vorbereiten - Murke
geheimes (Geld)versteck („Mach ma de Murke auf und tu ma was raus“; „Ich hab noch´n paa Maak inne Murke“) - Mutze
Pfeife - nach Aldi gehen
zu Aldi gehen - Nakeläs
wörtl. „nackter Arsch“, gemeint: nacktes Kind - näölen
meckern, nörgeln - nicht tot über´m Zaun hängen wollen
abfällige Bemerkung über eine Gegend oder einen Ort - nickelig
bösartig, hinterlistig (immer noch verniedlichend/liebevoll) - niggeln
neugierig sein, schnüffeln, spannen, glotzen - niggelig
neugierig - Nüsel, Nürsel
Apfel-Kerngehäuse - Ömmes
etwas Großes, ähnl. Kawenzmann - ösig, äösig
ärgerlich, böse, wütend - Paat
kleiner Fußweg, Gartenweg - päölen
Fußball spielen - Päömel
kleiner Junge - päöttkern
…tut ein Moped (Moppet) - Peijatz
zahmes Schimpfwort für lästigen, nervigen, unvorsichtigen, nutzlosen Menschen („Hör auf zu jackeln, oller Peijatz!“) - Pelm
Qualm, Staub, davon „pelmen“: rumstauben - perken
etwas festkleben (nicht an etwas kleben bleiben) - Pettonn
Beton - pingelig
sehr wählerisch - Pinnörkel
hoher, spitzer Gegenstand - Plörre, auch Plürre
dünnes Gesöff, dünne Brühe - Plücker
örtlicher Spitzname für die Sippe des Warsteiner Brauereiinhabers Cramer - pohläsen, paohläsen
jemanden einbürgern durch Schlagen des Hinterns des „Gepohlästen“ auf einen Grenzstein der Gemeinde (Schnadezug), danach wird er zum Pohlbürger - Pöhle, Päöhle; sg.: Pohl, Paohl
Pfosten, Pfähle - Poot
Pfütze - Poskefeuer
Osterfeuer - Polter, Pölterken
Schlafanzug, Nachthemd - Pöste
Blagen - praot
fertig - Prötteln, prütteln
rumhantieren - Prütt
Kaffeesatz - Prukelhaken
Gerät zum Stochern im Feuer - pruckeln, prurkeln
in etwas herumstochern - Pruimeken
Stückchen Kautabak - püttkern
trinken - Putzer
Frisör - quameln
labern - Quamelkunte (siehe Kunte)
Labertasche, Mensch, der viel Unsinn redet - Ranterfurt
nervöser Mensch, der ständig rummacht - rantern
wie dölmern: lautes rumtoben - Real
Regal - rengstern
(in den Betten) rumtoben - Riunüesel
rauer Bursche - rökeln/rörkeln/rurkeln
Feuer machen, rumräuchern, mit Feuer spielen - röppen
heftig an etwas ziehen, z.B. Sträucher aus dem Boden “röppen” - ruckeln
wackeln, auch „Sex haben“ - ruigen
auf´s Klo gehen - Ruie, pl.: Ruien
Hund - aus jedem Dorf ’n’ Ruien
Beim Kartenspielen (Doppelkopf): von jeder Farbe ein Fehl haben - rurmestrote, ruinestraote
aufgeräumt, ~ machen: aufräumen, oft recht rigoros (Fenster auf und raus…) - rurseln
Unruhe verbreiten - ’s arme Dier kriegen
verzweifeln - ’s Trömmelken geht
ein Fest steht an, und macht jemanden schon ganz kirre „Wenn´s Trömmelken geht, isser nich zu halten“ - schennen
schimpfen - Schepperken
blecherner (Koch)-topf, oft mit Stiel - schlackern
wackeln, wedeln, baumeln lassen - schläören
schleppen, mühselig hinter sich her ziehen oder auf dem Rücken tragen - Schlüpp(ken)
Schleife - schmaddern
schmieren, z.B. mit Nutella rumschmaddern - Schmieseken
weißes Hemd, eigentlich nur ein Hemdeinsatz (Kragen und halbes Vorderteil zum Einschieben unter eine Weste - schmuiken, schmoiken
rauchen - schnöggelig
nicht alles essen, vieles nicht mögen, daher auch „Schnöggel“ - Schnuiwen: keinen Schnuiwen haben
keinen Bock haben, sich nicht aufraffen können - Schochen
Beine, meist, wenn sie im Weg sind, auch “Schorken” - Schöppken
Schuppen - schraoh
sehr dünn, dürr - Schürtelpott
großer Topf oder Kessel zum Schweinefutter kochen - Schwamellaken[Schwahmel-Lahken]
Labertasche, jemand, der andauernd sinnentleert daherredet - ßömel
das einzige Wort der „deutschen“ Sprache mit ß am Wortanfang, ein sehr langsamer Mensch, davon ßömelig = lahmarschig - Ssiebomm
Fete, großes Fest - Spektakelfritz
ein unwuiser Mensch, Chaot - spiuläsen
halbnackt rumlaufen - splentern
rumspritzen, z.B. in der Badewanne oder beim Spülen - Sprirkeln
lange dünne Zweige, auch lange dünne Beine - Stahlen
Möbelfüße (Tischstahlen) - Stäät
Schwanz, Hintern - Stäuber
meist mit „oller“, junger unvernünftiger halbstarker Mann, auch “Stäuwer” - stikkum
heimlich/leise - Straße
Alte Rathausstraße in Warstein, im Gegensatz zu „Weg“ (Südring und Nordring) - Strosse
Schlund - Stürgel
irgendwo zwischen Jaust, Stäuwer, Spektakelfritz - Teuwen
Zehen - tind Jaohr
nächstes Jahr - Toak
gestopfte Stelle, („beater ´n Toak ä ´n Loak“ = besser einen Stopfen, als ein Loch) - Töppe
Astspitzen - Torkel
Hahn (männl. Huhn) - Trecke
Schublade - trickeln
rollen, kullern - Tröjökel, Tröjörkel
hoher, instabiler Turm, z.B. aus lose geschichteten Tassen, Tellern, wackeln meist beim leisesten Windhauch - twerst
quer, schräg sitzend, im Sinne von etwas blockieren, verkanten - Twertsbraken
ein Mensch, der durch seine gegensätzlichen Ansichten ständig die Entscheidungen der Gruppe blockiert. Wörtl. quer sitzender trockener Ast - unwuis
etwas verdreht, verrückt, unvernünftig - usselig
schäbig, oft im Zusammenhang mit dem Wetter - verkommen
in etwas verkommen = sich verhaspeln, etwas verwechseln - versösseln
leichtfertig verlieren, etwas verlegen, verschlampen, verschludern, versielen - vertubacken
liebevoll und spielerisch „züchtigen“, am Boden oder auf dem Bett liegend mit jemanden ringen, aber dabei als einziger aktiv zu sein, der Vertubakte ist passiv - wahne
besonders, z. B. wahne viel trinken, wahne schnell fahren - wahne Fuckel
für etwas Kniffeliges oder Umständliches - „Weg“
im Weg wohnen, den Weg lang kommen: Südring, Querstraße zur Alten Rathausstr., Verbreitung vermutlich sehr beschränkt - wemsen
wie bimsen, (heftig [auf] etwas einschlagen, z.B. Nagel, Pfosten) - wullacken, wurlacken
wühlen (z.B. im Garten) - Zamma
„Zeig´ mal!“
Eine tolle Idee! Danke!
En Miärken iut Hannover