Mit dem neuen Job bei Bernmobil zeigte sich, dass es sehr nützlich wäre, mit einem Zweirad zum Dienst zu fahren. Nicht überall hat es genügend Parkplätze für Autos (zum Beispiel Niederwangen, Wankdorf, Köniz, Bachmätteli, Breitenrain), aber ein Motorrad oder Ähnliches bringt man immer irgendwo unter.
Ein vollwertiges Motorrad wie Chica (CX 500) ist allerdings etwas unpraktisch. Zu gross, zu schwer, und vor allem kein Platz für Einkäufe und den Helm. Ein Roller muss her!
Natürlich fällt der Abschied von Chica schwer; schliesslich war sie mein Jugendtraum. Aber ich habe sie 3 schöne Jahre lang gehabt. Jetzt ist Pragmatismus angesagt.
Bedingungen waren:
- Grosses Helmfach
- Mindestens etwa 100 km/h schnell
- Gute Fahreigenschaften
- Nicht allzu hässlich
- Kein Riesen-Sofaroller, gern etwas weniger hecklastiges, mit aufrechter Sitzposition und mehr Gewicht auf der Gabel
- Nicht exporbitant teuer
- Gern auch gebraucht
Nicht gefallen haben mir Kymco, Sym, Yamaha, Peugeot. Die Vespa ist zwar sehr schön, aber auch mega unpraktisch (Kein nennenswertes Staufach, dank 12″-Rädern kippelig).
Ich habe mehrere Modelle zur Probe gefahren:
- Honda Forza 125
- Honda SH 125
- Honda PCX 125
- Piaggio Beverly 350
- Piaggio Medley 125, Modell 2020 (11 kW)
- Piaggio Medley 125, Modell 2019 (9 kW)
Honda Forza 125
Die Forza gibt es auch als 300er, aber ich habe die 125er Version fahren dürfen (Merci, Honda Fegbli in Bern). Gross, schwer, sehr grosszügig und luxuriös. Elektrisch verstellbare Frontscheibe! Grosses Helmfach. Schlüsselloses losfahren und Staufach öffnen. Starker Motor (15 PS) und laut Test der schnellste 125er. Fährt sich sehr erwachsen, wie ein Motorrad, und vermittelt auf der Landstrasse grosse Sicherheit. In der Stadt dagegen etwas schwerfällig. Und die Variomatik kuppelt erst bei recht hoher Drehzahl ein, was das saubere Durchfahren eines Kreisels unnötig schwierig macht. Neu teuer, gebraucht auch.
Ich hab mich gegen die Forza entschieden, weil sie unnötig gross und schwer und teuer war.
Honda SH 125
Auch die SH gibt es auch in einer 300er Version, aber ich durfte die 125er fahren. Fahrgefühl leider abartig. Irgendwie wie auf Eiern oder auf Stelzen. Abbruch der Probefahrt nach 5 Minuten.
Honda PCX
Die PCX ist ein eher kleiner Roller, in dessen Helmfach angeblich laut vielen Tests kein Helm passt – jedenfalls kein Integral- oder Vollvisierhelm. Also zuerst Helmprobe, und siehe da: ein Integralhelm passt!
Der PCX ist extrem quirlig und handlich, aber bei höheren Geschwindigkeiten auf der Landstrasse etwas nervös. Das Schloss nervt mit einer Abdeckung gegen Vandalen (Kaugummi, Schraubenzieher etc.), die erst mit einem zusätzlichen Sechskant geöffnet werden muss. Das würde mich wohl jeden Tag so sehr nerven, dass ich es gleich gelassen habe. Ausserdem sehr störend ist die erstaunlich harte Stufe in der Sitzbank, die sogar für mich eher kleinen Fahrer viel zu weit vorn sitzt. Der Hintern schmerzt schon nach 5 Minuten.
Piaggio Beverly 350
Sehr stark, toller Motor, toller Anzug. Schwer. Und ein Fahrverhalten, das mit Angst gemacht hat. Von steif auf kippelig wechselnd. Überhaupt nicht einzuschätzen. Und ein Helm passt nicht ins Staufach! Wer hätte das gedacht. Beverly, du bist raus!
Piaggio Medley 125, Baujahr 2020
Neuerdings mit 15 PS und Vierventilmotor. Ansonsten praktisch identisch zur 2019er Version. Ich habe beide probiert und konnte den Zuwachs von 2.5 PS nicht wirklich bemerken. Da es den neuen natürlich nur neu gibt, zum vollen Listenpreis, die Vorjahresversion aber mit grossen Preisnachlässen oder gar gebraucht, fällt wie Wahl leicht.
Piaggio Medley 125, Baujahr 2019
Grosses Helmfach. Gute Sitzposition. Angenehmer Motor. Mit Scheibe 107 km/h, ohne 97 km/h. Sparsam. Extrem gutes Fahrverhalten mit tollem Komfort und sehr angenehmer Kurvenlage. Gute Bremsen. Aussehen und Instrumente ok. Preis sehr angemessen. Sparsam (2.7 l/100 km).
Ich habe im Juni einen guten Gebrauchten mit 10’000 km Laufleistung zu einem sehr günstigen Preis kaufen können. Dabei war auch eine Wetterschutzdecke (auf Ricardo verkauft), ein Topcase (auf Ricardo verkauft), eine Austausch-Variomatik und ein neuwertiger Satz Reifen.
Pro Tag spart mir Pia, wie sie heisst, ca. 1.5 bis 2 Stunden Zeit, die ich ansonsten wegen nicht passender Anschlüsse im ÖV verlieren würde. Sehr angenehmes Wesen. Macht sich auch gut auf der Landstrasse.
Trotzdem wird sie wohl eine eher pragmatische wenig emotionsgeladene kurze Affäre bleiben… Ivy steht vor der Tür.
2 Antworten auf „Pia (Piaggio Medley 125)“
Kommentare sind geschlossen.