[Nachgetragen im Juni 2017]
Nach zwei Saison mit Vicky (siehe hier) war es irgendwie Zeit für etwas Neues.
Vicky hatte einen grandiosen Motor, aber war mir immer zu hoch und zu wuchtig, gerade vorn. Meine Aufmerksamkeit fiel auf eine Honda NC700 Integra. NC… NC… also heisst sie ab jetzt „Nicky“. Ein recht spezielles Gefährt. Auf den ersten Blick ein Riesen-Roller, bei näherem Hinsehen stellt man fest, dass der Rahmen, der Motor, eigentlich alles bis auf die Anbauteile identisch sind zu NC700S (eine klassische Strassenmaschine) und NC700X (eine Pseudo-Enduro).
Ausgestattet mit einem 700 ccm grossen fast liegenden Parallel-Twin, reichlich Drehmoment, aber zahmen 52 PS bei max. 6500 U/min und einem automatisierten DCT Getriebe. Der gleiche Motor tut auch in der Honda VULTUS und der CTX 700 Dienst.
Dieses Video ist nicht ganz unschuldig daran, dass ich Nicky gekauft habe. Der Macher des Videos überschlägt sich fast vor Freunde: „I’m having fun on a SCOOTER!“.
Das mit dem Scooter darf man nicht überbewerten. Wie schon erwähnt, steckt unter der Hülle ein ganz normales Strassenmotorrad von Honda. Die Anbauteile bringen mehr Nachteile als Vorteile mit, wie sich im täglichen Einsatz gezeigt hat. Ein Helm passt nirgends hinein, während die Schwestermodelle, echte Strassenmotorräder wohlgemerkt, entweder einen kleinen Helm unter der Sitzbank oder gar einen Integralhelm in der Tankatrappe unterbringen. Beim Integra ist man auf das Topcase angewiesen. A pro pos Topcase: es ist in Fahrzeugfarbe gehalten, sehr hochwertig, genauso wie die beiden Seitenkoffer, die auch einiges an Gepäck schlucken, aber aus der Fuhre fast eine kleine Goldwing machen. Immerhin sind beide Koffer schnell abzunehmen.
Beim Fahren merkt man schon nach einer Stunde den Hintern – die Sitzbank ist alles andere als bequem. Man rutsch dauern vor und zurück, um den Schmerz zu lindern. Man würde meinen, der Integra sei Scooter-typisch handlich, beweglich und agil, und gerade in der Stadt schön zu fahren. In der Praxis ist es umgekehrt: Nicky fuhr sich recht schwerfällig und unhandlich. Aber auf der Autobahn jenseits der 100 km/h lief sie ruhig, souverän, eine echte Reisemaschine.
Das DCT Getriebe kann in drei Modi betrieben werden: in „D“ schaltet das Teil automatisch und sehr früh hoch. Schon unter 2000 U/min bei moderatem Zug am Gasgriff. Allerdings lernt die Elektronik und passt sich an den zuletzt gezeigten Fahrstil an. In „S“ werden die Gänge deutlich höher gedreht — allerdings auch dann, wenn man gar nicht mehr beschleunigen will, sondern lediglich das Tempo halten. Unstimmig… eigentlich schaltet das Teil nie so, wie man es gern hätte. Beim Zurückschalten kann man vor Allem in Kurven durchaus seine Überraschungen erleben. Die Gänge werden unsaft reingeknallt, und es kann schon mal zu unerwartetem Stempeln des Hinterrads in der Kurve kommen. Generell schaltet das DCT recht ruppig, vor Allem in den beiden automatischen Modi. Man kann aber jederzeit mit zwei kleinen Hebelchen am linken Griff eingreifen und manuell hoch- und runterschalten. Das geht sowohl in „D“ als auch „S“ und natürlich im rein manuellen Modus. Interessanterweise sind die Schaltvorgänge im manuellen Modus sanfter als in den automatischen Modi! Das verstehe wer will. Weiss doch die Automatik vorher, dass sie schalten will, weil sie es ja selbst entschieden hat, während im Manuellen Modus jeder Fingerzeit des Fahrers wie ein Überfall daher kommt!
Ich habe Nicky sehr viel gebraucht. Aber nach einem Jahr etwa war Schluss. Statt eines geleckten, modernen Gefährts mit dem Aussehen eines Scooters und dem Charakter eines schweren Reisemotorrads war es endlich an der Zeit, sich einen mehr als 30 Jahre alten Traum zu erfüllen: eine CX 500 musste her. Siehe Chica.
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