Der „Ruderknecht“ ist ein Eintopf, der irgendwo zwischen Chili con Carne und einer Bolognese einzuordnen ist, sich aber durch die Zugabe grüner Bohnen und Paprika(D) / Peperoni(CH) auszeichnet.
In der Serie „Hausrezepte“ werde ich nach und nach einfache Rezepte unter Phantasienamen bloggen, die bei uns zuhause in Elmo’s Cuisine immer wiederkehrende Klassiker sind, und keine direkten Vorbilder „da draussen“ haben – andererseits sind sie auch so naheliegend, dass sicher viele ähnliche Rezepte existieren.
Der Ruderknecht hat seinen Namen von einem ähnlichen Gericht auf der Speisekarte des Seekrugs, das Vereinslokal der Rudergesellschaft Potsdam an der Pirschheide, in der Nähe des Kongresshotels. Entdeckt habe ich es während einer internationalen Konferenz (EPSC: European Planetary Science Conference), die in eben dem gerade erwähnten Kongresshotel stattfand. Um dem Tagungsrummel zu entgehen und mal andere Nasen zu sehen, sind wir zum Abendessen in den Seekrug gegangen. Meine Wahl fiel auf etwas, das ich seitdem Ruderknecht nenne.
Wir brauchen:
- Hackfleisch, gern halb und halb, ca. 300 g
- Paprika (D) / Peperoni (CH), gern auch oder gar nur grün, 1 bis 2 Stück
- Pelati oder gewürfelte Dosentomaten (1 Dose)
- Zwiebeln (1 grosse)
- Knoblauch nach Geschmack
- Etwas Öl zum Anbraten
- Bouillon
- Grüne Bohnen (z.B. 400 g Dose)
- Pfeffer, Salz, evtl. Paprikapulver
- 3 Lorbeerblätter
- Eventuell etwas Tomatenmark
- (Optional: Sauerrahm oder Creme Fraiche)
- (Optional: Worcestersauce, Sojasauce, Aceto Balsamico)
- Ein kleines möglichst rundes und hohes Brot pro Portion
- Zwiebel schälen, vierteln, dann die Viertel in dünne Scheiben schneiden, beiseite legen
- Knoblauch in dünne Scheiben schneiden, beiseite legen
- Paprika/Peperoni vierteln, die weissen Wände mit den Kernen entfernen, dann die Viertel in Streifen schneiden, beiseite legen
- Wenn man in der Schweiz Hackfleisch kauft, kommt es leider oft in Form langer dünner „Würmer“, statt, wie in Deutschland üblich, in Würfel. Daher nehmen wir eine Gabel und drücken die Fleischwürmer in kleinere Stückchen.
- Einen Schmortopf erwärmen (nicht grad glühend heiss), Öl in den warmen Topf geben und warten, bis sich die Oberfläche wellt. Das Öl ist nun gut warm.
- Zwiebeln und Paprikastreifen in den Topf geben. Zwiebeln glasig dünsten und evtl. leicht anbräunen.
- Hackfleisch zugeben. Gut rühren, damit sich die Hackfleichwürfel gut lösen und nicht in grösseren Klumpen oder Strängen anbraten. Das Hackfleisch wird zunächst Fleischsaft absondern. Wir warten, bis der Fleischsaft eingekocht ist und das Fleisch beginnt, anzubraten.
- Salzen und etwas pfeffern. Paprikapulver nach Geschmack.
- Knoblauch und Lorbeerblätter zugeben.
- Boullion zugeben. 5 bis 10 Minuten schmoren lassen
- Tomaten und Bohnen (abgetropft) zugeben, vorsichtig unterheben, damit die Bohnen nicht zu Mus zerfallen. 10 Minuten schmoren lassen.
- Lorbeerblätter entfernen (sie werden sonst schnell bitter).
- Konsistenz mit Wasser und/oder Tomatenmark nach Wunsch einstellen.
- Nochmal mit Salz und Pfeffer abschmecken.
- Je nach Geschmack mit Worcestersauce, Sojasauce und/oder Aceto Balsamico abschmecken. Alle drei bringen auch eine schön dunkle Farbe mit.
- Vom Brot das obere Drittel abschneiden, beiseite legen.
- Den unteren Teil mit den Fingern aushölen.
Das entfernte Material werfen wir einfach weg.Was? Wir werfen gar nichts weg! Food waste? Nose to tail? Schon mal gehört? Siehe ganz unten für einen Verwendungsvorschlag.
- Den Eintopf in das ausgehölte Brot geben.
- Nach Wunsch einen grossen Löffel Sauerrahm auf den Eintopf geben.
- Mit Löffel und Steakmesser servieren. Geschickte Esser schaffen es, mit dem Steakmesser jeweils von oben weg einen Teil des Brotes abzuschneiden und nach und nach mit dem Eintopf zu essen.
Und was passiert mit den Brotresten?
200 g Frischkäse, 50 g geriebenen Emmentalter, 1 Ei und das aus den beiden kleinen Broten gepulte Brot in eine Rührschssel geben und mit einem Passierstab zu einer gleichmässigen Masse verarbeiten.
In einer Pfanne Butter schaumig werden lassen, und dann die Brot-Käse-Masse zu kleinen Klösschen formen und von beiden Seiten braun und knusprig braten. Man kann diese Klösschen dann zum Ruderknecht servieren oder für den nächsten Tag als Basis für ein anderes Gericht benutzen (anstatt Kartoffeln, Pasta, Rösti etc.).